Was ist Biografiearbeit?
Im Bild gesprochen: Unser Gedächtnis ist wie ein Kaufmannsladen für Erinnerungen. In diesem Kaufmannsladen gibt es Dinge, die immer verfügbar sind. Wir dürfen entscheiden, woran wir uns erinnern möchten. In diesem Kaufmannsladen gibt es Dosen und Schachteln, die sich nur mit Mühe öffnen lassen. Es gibt Schubladen, die klemmen. Einige Dinge gibt es kostenlos/mühelos. Manche sind erst nach kurzem Nachdenken verfügbar.
Im Biografischen Arbeiten betrachten wir Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft.
Wir würdigen das gelebte Leben. Unsere Gegenwartsituation zeigt uns u.a., wie wir die Vergangenheit bewältigt haben und wie sie uns geprägt hat. Wir werden uns unserer Visionen und Wünschen bewusst, die wir für unsere Zukunft haben. Wir Erinnern den ganzen Reichtum unseres Lebens mit Scheitern und Gelingen. Das Erinnern kann Kräfte freisetzen, die uns Unterstützung für ein sinnvoll gelebtes Leben sind.
Biografiearbeit setzt also bei den Ressourcen an.
Biografiearbeit ist in ihren Methoden handlungsorientiert, erfahrungsbezogen und alltagsrelevant.
Biografiearbeit ist immer freiwillig und braucht Vertraulichkeit. Jede individuelle Geschichte hat hier Raum. Der Teilnehmer / die Teilnehmerin bestimmt die Tiefe der Beschäftigung mit der eigenen Biografie und hat das Recht auf Schweigen.
Biografiearbeit ist keine Therapie, kann aber therapeutische Wirkung haben. Ihre Methoden können nicht nur in der Bildungsarbeit eingesetzt werden. Wir finden sie auch in Beratung, Seelsorge, Pflege und an anderen Orten.
Sie kann z.B. weiterführend helfen bei Fragen wie: „Wohin soll ich mich wenden?“, „Wie soll es weitergehen in Umbrüchen oder Aufbrüchen im Leben?“ oder „Wie kann ich Heilung erfahren?“ – Nicht im Sinne, dass alles wieder so ist wie zuvor, sondern dass das Geschehene akzeptiert werden kann und zur Weiterentwicklung führen kann.
Biografiearbeit hat Sinn und Werte des einzelnen Menschen im Blick. Sie fordert und fördert Achtsamkeit und Wertschätzung.